Die Entwicklung des Boxsports und seiner Regeln
Neben dem Ringen in der Antike und dem Pankration gehört Boxen zu den ältesten Kampfsportarten der Welt.
Gewalttätige Auseinandersetzungen, Kampfszenen mit bloßen Fäusten, fanden schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte statt. Wenn man der Bibel glaubt, waren es Kain und Abel, die sich den ersten Faustkampf lieferten. Schlägereien in denen mutige Männer im Faustkampf gegeneinander antraten, waren auch in anderen Kulturen lange Tradition – von China bis zu den Etruskern, von Ägypten bis zur Südsee.
Während Aristoteles für die Leichtathletik schwärmte, war Platon Boxfan und Homer war es, der in seinen Schriften die Übernahme des Boxens ins Programm der Olympischen Spiele festhielt. So wurde, laut Homer, das Boxen bereits in der Antike ca. 684 vor unserer Zeitrechnung in Griechenland als Faustkampf bei den Olympischen Spielen im sportlichen Wettkampf ausgetragen. Aber auch Sklaven mussten in dieser Zeit auf Wunsch ihrer Besitzer in den Ring steigen und sich im Boxen messen. Damals trugen die Kämpfer statt Handschuhen Lederriemen und es gab auch schon einige festgelegte Regeln. Allerdings wurde der Kampf auf keine bestimmte Dauer begrenzt, sondern es wurde gekämpft bis einer der Kontrahenten nicht mehr boxen wollte oder konnte. Außerdem waren defensive Fähigkeiten und das Vermeiden von Schlägen kaum bekannt.
Die Römer perfektionierten den Faustkampf und sahen ihn sogar als Teil ihrer militärischen Kampfausbildung an. Jedoch veränderte sich das Boxen, als es nach Rom kam. Da das Publikum in den Arenen Blut sehen wollte, wurden die Kämpfe im antiken Rom immer brutaler. Vor allem bei Gladiatorenkämpfen boxten die Kontrahenten mit Metallzacken an den Fäusten und oft gingen die Kämpfe sogar tödlich aus.
Ringen und Boxen galten den frühen Kirchenvätern als Teufelswerk und wurden mit zunehmendem Einfluss der christlichen Religion, wie auch die Olympiade selbst, in der Folge vom christlichen Kaiser Theodosius II im 4. Jh. n. Chr. verboten und die als heidnisch empfundenen Rituale in den Arenen abgeschafft.
Es dauerte mehr als tausend Jahre, bis sich das Boxen seinen Weg aus der Vergessenheit zurückbahnte, und begann, sich vom „Rumgekloppe“ in eine ernstzunehmende Sportart zu wandeln.
Vom heidnischen „Rumgekloppe“ bis zum modernen Boxsport
Die Wiege des modernen Boxens steht eindeutig in England, wobei das „moderne“ im Wesentlichen für den Übergang vom Kampf mit bloßen Fäusten (und Lederriemen) zum Boxen mit Handschuhen steht.
Boxkämpfe fanden im 17. und 18 Jahrhundert in London bereits vor Publikum statt und wurden lediglich durch ein rudimentär entwickeltes Regelwerk bestimmt. Die Kämpfe wurden mit den blanken Fäusten ausgetragen, daher nannte man sie auch Bare-Knuckle-Fights (Boxen mit den bloßen Knöcheln).
Von der Antike bis zum Ende des 17 Jh. hatte das Boxen kaum eine öffentlich wahrgenommene Bedeutung inne. Erst mit Beginn des 18. Jahrhunderts und unter Einfluss des Fechtlehrers James Figg, begann sich das Boxen rasant zu einer weit verbreiteten und äußerst beliebten Sportart zu entwickeln. James Figg gelang es technische Elemente des Fechtens in diesen Kampfsport einzubinden. Er war es auch, der ein Regelwerk verfasste und in seiner Fechtschule Boxen anbot.
Die Bare-Knuckle-Fights und Queensberry Regeln
Die Regeln des Bare-Knuckle-Fights waren bis 1838 in den Broughton-Rules und daraufhin in den London Prize Ring Rules festgeschrieben. Laut diesen Regeln waren zum Beispiel Tiefschläge und das Weiterschlagen des Gegners am Boden verboten. James Broughten entwickelte im Jahre 1743 die ersten Techniken und Regeln und gilt auch als Erfinder der Boxhandschuhe.
Die Queensberry Regeln wurden 1867 von John Sholto Douglas und dem Sportler John Graham Chambers erschaffen und sind die Grundregeln des modernen Boxens. Diese Regeln waren ab 1892 bei allen Boxkämpfen gültig und schreiben das Tragen von gepolsterten Boxhandschuhen, die Dauer einer Runde von drei Minuten mit einer Minute Pause dazwischen sowie das Anzählen durch den Ringrichter vor. Darüber hinaus wurde mit diesen Regeln die Einteilung der Kämpfer in verschiedene Gewichtsklassen besiegelt.
Boxen in Deutschland
Der erste Boxverein wurde zwar schon 1906 in Köln gegründet, dennoch war der Boxsport in Deutschland sehr lange polizeilich verboten. Erst ab 1918 musste das Boxen kein Hinterhof-Dasein mehr fristen und wurde offiziell erlaubt.